Dienstag, 26. Juni 2012

Warum schnirkeln Schnirkelschnecken?

Dass ausgerechnet Schnirkelschnecken schnirkeln, ist nicht verwunderlich. Die Frage ist ja, warum sie das tun, welche versteckte Funktion dieses Schnirkeln hat. Dies Fragen drängen sich auf und bohren wahrscheinlich, bis sie gelöst sind.


Man weiß in Gastropodenkreisen,
warum die Schnirkelschnecken schnirkeln.
Geschnirkelt wird sonst äußerst selten,
ja, mag als artspezifisch gelten.
Geheimnis – niemals loszueisen,
die Omertà obliegt den Zirkeln.
Doch sollte die Verschwiegenheit
gebrochen werden mit der Zeit,
durch Folter oder vor Gerichten,
dann werd ich dies sofort berichten.


Gewitterschwall



In Schichten türmt sich Felsgestein
zur sommersonnenheißen Wand.
Nur spärlich fügt sich Grünes ein
als schmückend heimeliges Band.

Die Halme dürsten, dörren fast,
doch ferner Donner rollt heran.
Die Wolken schwärzen sich mit Hast,
entladen ihre Last und dann:

Die Kinder des Regens versammeln sich alle,
im Willen, gemeinsam den Tiefsprung zu wagen.
Die Rinnsale wachsen zum drängenden Schwalle,
zu Strömen, die gischtend am Fels sich zerschlagen.

Wo eben der Tag noch in Stille verweilte,
verschreckt nun das Tosen der stürzenden Massen.
Es lösen sich fest in den Klüften verkeilte
Gesteine, die schwemmende Kräfte erfassen.

Die Sonne lacht, die Wolke weicht,
der Sturzbach schmilzt zum Tropfenfall
der kosend nackten Stein bestreicht
nach grollendem Gewitterhall.


Montag, 25. Juni 2012

Poetendiarrhoe



Wie seltsam - Hirsche tragen Hörner
und Kaffernbüffel ein Geweih.
Die Leoparden fressen Körner,
der Elefant ein Hühnerei.

Die Schnecken eilen, ja, sie rasen,
dagegen kriecht das Känguru.
Ein Mehlwurm hoppelt wie sonst Hasen,
nicht immer, aber ab und zu.

Sind‘s mutationsbedingte Launen
der schwer geschädigten Natur?
Weit eher doch, so hört man raunen,
ein Fall von schlimmer Reime-Ruhr.

Kränkbare Kanaldeckel




Es gilt, dem Deckel des Kanals
vermehrt Bedeutung beizumessen,
denn sollt er seine Pflicht vergessen,
dann ist das freilich schlimmer als
ein Vorfall - bricht dir Bein und Hals.

Nur wundern dürfte man sich nicht.
Den Deckeln dankte bisher keiner,
kein Stadtrat, auch nicht unsereiner.
Für Goethe waren sie zu schlicht,
so schrieb er ihnen kein Gedicht.

Da scheint es mir wie Glas so klar,
wenn Beine nichts als Leere finden
und samt Besitzer flugs verschwinden,
wer dieses  Schicksals Flüst‘rer war.
Auch Eisenguß ist kränkbar, klar.


Sonntag, 24. Juni 2012

Fünfzeilige Kurzgeschichte



Der Derwisch Yusuf hasste Tanzen,
das war es schon im Großen, Ganzen.
Hinzuzufügen wäre aber,
das Faktum sorgte für Gelaber
bei Heuchlern und bei andren Schranzen.

Hurch - ein Lurch!


Die Salamander sind – man hurche –
eng molchverwandte, nackte Lurche.
Die Verbform hieße richtig - horche,
doch gäb das endreimtechnisch Lorche.
So sollte man beim Lurchbedichten
auf horche, hurche ganz verzichten. 


Samstag, 23. Juni 2012

Richtiges Beobachten eines Murmeltiers



An Scheue steht  das Murmeltier
dem Reh in keiner Weise nach.
Es flieht in Mäuseschlupfmanier,
nachdem’s gepfiffen hat, vor dir.
Kein Murmeln mehr, der Hang liegt brach.

Ein Foto käuflich zu erstehen,
ist praktisch und viel billiger.
Man kann es wenden, neigen, drehen,
mit Lebendmanggei würd’s nicht gehen.
Auch ist ein Bild weit williger.