Dienstag, 5. Juni 2012

Wiesentücke

Nicht alles ist Idylle, was uns als solche erscheint. Der Gesang der herzigen Vögel zum Beispiel. Eine Übersetzung der Gesangstexte in Menschensprache würde uns vermutlich die Sprache verschlagen. Macho nix dagegen. Ähnlich wenig friedlich und beschaulich geht es auf einer bunten Sommerwiese zu. Ich will den gründlichsten Grundsatz der Natur, "Fressen und gefressen werden", gar nicht lange bemühen. Und dennoch:


Es nickt das Knäuelgras dem Klatschmohn zu,
der Hahnenfuß bespricht sich mit dem Hornklee
zum Thema Außenseiter Frauenschuh
und auch zum Mohn, der viel zu nah am Korn steh.

Zwei Grillen zirpen sich die Flügel wund
im Wettstreit um den Platz der ersten Geige.
Ein Heupferd nützt mit Fleiß die Gunst der Stund,
kann nun die Kontrabassbeherrschung zeigen.

Die Wühlmaus stößt auf einen Maulwurfgang,
dem schwarzen Samtpelz  fehlt’s an Toleranzen.
Der Blattlaus fleht – marienkäferbang –
um Schutz und Beistand bei den Feuerwanzen.

Befreit von Animositäten ist
die Wiese nicht, es lauern viele Tücken.
Falls du jedoch ein Zweigebeinter bist,
wird diese Welt zum einzigen Entzücken.

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